Sonntag, 2. August 2015

Der große Tag

Am Morgen des 9. Juli bekam ich noch eine SMS von Neil Streeter, dass es wohl gegen 17:00 Uhr (Ortszeit) losgehen könnte .....

Erster Gedanke - geil ...... zweiter Gedanke - scheiße!! über Nacht?!?!?  .... egal... rein in den Teich und schwimmen ....

Man war ich aufgeregt ... im Übrigen hatte ich dennoch ausreichend Zeit, meine Getränkeflaschen endgültig mit den vorausberechneten Pulver zu befüllen, die Schlüsselbänder auf korrekten Sitz zu prüfen .... und ... und ... und ....


Das Futter - darunter Gels, Bananen und Kekse - wurde dann samt Getränken (Cola und Wasser) in Kisten und Taschen verstaut ...

Meine eigene Ausrüstung bestand naturgemäß nur aus einer Badehose, Schwimmbrille und Kappe .... stooooop ...... ich brauchte noch meine grünen Lichtlein .....


Aufgepackt waren wir dann zum vereinbarten Treffpunkt überpünktlich an der Dover Marina ....

Nur etwas später nahm uns dann Neil Streeter mit seiner Crew in Empfang ....

Nach ein paar Sätzen der Absprache traf auch die Observerin ein, die mein Schwimmen von offizieller Seite überwachen sollte ...

Nach Verstauen meiner Ausrüstung gings dann auch schon los Richtung Shakespeare Beach, von wo aus mein Start erfolgen sollte ....

Um kurz vor 17:00 Uhr Ortszeit gings dann los, rein in den 16 Grad warmen Atlantik  ..... die ersten Meter waren schon etwas von Nervosität begleitet, da der Wellengang doch recht ordentlich war und ich mich auch erst an das Salzwasser gewöhnen musste .....

Nach den ersten beiden feedings, die ich im Abstand von 30 Minuten eingeplant hatte, gings immer besser.... ich fühlte mich sauwohl....

Etwa nach 3-4 Stunden wurde mir dann doch etwas frisch und ein Krampf im Oberschenkel meldete sich auch  ... OK.... auf die folgenden feedings mit Brühe hätte ich gerne verzichtet, da ich dann im Anschluss eher die Fische gefüttert hatte ....

Egal.... schwimmtechnisch war alles in Ordnung und auch die gaaaanz leicht zwickende Schulter machte auch keine Probleme.....



Der Sonnenuntergang war schon gigantisch und so gings in die Nacht .... anfangs hatte ich so meine Schwierigkeiten irgendetwas zu sehen, wenn ich leicht hinter der SUVA war... da hatten mich die Schweinwerfer so geblendet, dass ich kaum wusste, wohin ich schwimmen musste ...

Die einzige verlässliche Lichtquelle war ein fader Scheinwerfer vom Boot, der auf die Wasseroberfläche gerichtet war ....

Und dann mein Alptraum....... QUALLEN ...... dutzenderweise ..... scheißblöde lästige Quallen, die zwar laut Besatzung ungefährlich, aber durchaus schmerzhaft waren .... immer wieder traf ich auf dieses blöde Zeugs ... immer wieder haben sie Arme, Brust, Beine und auch einmal die Nase getroffen .... uärks.....

Armzug für Armzug gings richtig gut voran .... in regelmäßigen Abständen wurde ich auch von der Besatzung gefragt, ob alles in Ordnung sei .... mir gings - bis auf die zunehmend zwickende Schulter - richtig gut ....

Auch die Fütterung klappten hervorragend, wobei ich auf die Kekse verzichten musste, da sie sich beim ersten Kontakt mit dem Salzwasser in seine Bestandteile aufgelöst hatten .....

Zwischendurch hatte ich mich in den Lichtern vertan und wollte einer Autofähre hinterher ...

So nach und nach wurden die Lichter von Calais und die französische Küste immer deutlicher sichtbar ... und nach Auskunft von Neil war ich richtig gut in der Zeit .... laut Neil waren es noch etwa 3-4 Stunden.. und das nach einer Schwimmzeit von etwa 11 Stunden....

Es hat einfach nur gigantisch Spaß gemacht ...






Warum wir dann um alles in der Welt dann eine andere Richtung eingeschlagen hatten, ist mir bisher nicht ganz klar ...

Auf jeden Fall war Lockerheit im Kopf weg, ich spürte die Schulter immer mehr und der Krampf im Oberschenkel meldete sich auch immer mehr ... ich hab mich schlicht und ergreifend geärgert, dass wir in eine mir unverständliche Richtung unterwegs waren....

Etwa 3 Stunden waren wir dann in dieser Richtung parallel zur französischen Küste unterwegs, als mir Neil eröffnete, dass es noch etwa 7 Stunden dauern würde, bis ich an Land gehen könnte ...

Das war für mich das Zeichen, an Ort und Stelle meinen Versuch abzubrechen ....

Ich war hin- und hergerissen zwischen Enttäuschung und einem irrsinnigen Glücksgefühl .....

Es war die größte zusammenhängende Schwimmstrecke, die ich je in meinem Leben zurückgelegt hatte ....

Ca. 14 Stunden und etwa 40 km ...... WOW ......


2 Kommentare:

  1. Grandiose Leistung, alle Achtung :)

    Meine Gratulation hast Du.

    Liebe Grüße
    Björn :)

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