Mittwoch, 7. Januar 2015

Je suis Charlie (Gastbeitrag von Lutz Prauser)

Eigentlich hätte an dieser Stelle heute ein lustiger Text erscheinen sollen. Zur Auswahl standen ein Beitrag über ein einigermaßen absurdes Auto auf einem Parkplatz in Erding. Dabei wäre es weniger um das Fahrzeug als um seine Beschriftung gegangen.
Alternativ dazu hätteich etwas über Albaching erzählen wollen.

Oder vielleicht über besondere Erinnerungen an besondere Gerüche.

Einen Hasenteller
bunte Socken, bunte Kondome

Was weiß ich?

Ich habe keine Lust, etwas Amüsantes zu veröffentlichen. Nein! Es ist weniger die Frage der Lust. Es ist eine Frage der Schocklähmung angesichts dessen, was in Paris heute passiert ist.

Noch ist vieles unklar. Noch weiß man nur, wer die Täter sind, aber nicht warum, wieso, mit welchem Motiv… Es wird viel spekuliert über einen islamistischen Hintergrund nach dem Anschlag auf die Redaktion der Satire-Zeitung “Charlie Hebdo”. Mag sehr gut möglich sein, dass das stimmt. Es wäre verheerend.

Es sterben Menschen… viele Menschen. Der Terror richtet sich gegen Meinungs- und Gedakenfreiheit, gegen Publikationen, gegen die Presse, gegen uns alle. Und er befeuert von Pegida bis AfD alle, von denen ich am liebsten nie wieder was hören würde. Sie haben es ja immer gewusst, sie haben es ja gleich gesagt. Sie schlagen schamlos politisches Kapital aus diesem Anschlag mit genau diesen Parolen. Diese Anschläge seien Angriffe auf die Demokratie und Meinungsfreiheit. Das ist das Bitterste, denn da muss man ihnen recht geben. Mir fällt ein, dass sich jetzt mancher dieser Rechten klammheimlich ins Fäustchen lacht, sich die Hände reibt und denkt: “Wer zuletzt lacht…”

Mir wird übel.

Gleichzeitig gibt es eine unfassbar beeindruckende Solidaritätswelle unter dem Hashtag #jesuischarlie im Netz, Es gibt Beiträge, getwittert von J.K. Rowling bis zu Rowan Atkinson.


Kein Mensch, der denkt, der schreibt, der bloggt, der satirische Witze macht, der seine Meinung frei äußern will, der twittert, der kritische Medien konsumiert, darf sich dem entziehen. Wir alle sind Charlie. Jeder auf seine Weise und jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Wir werden nicht schweigen. Wir werden nur einen Moment inne halten und trauern. Und dann wieder schreiben, bloggen, satirische Witze machen, unsere Meinung frei äußern, twittern und kritische Medien konsumieren. Und wir werden uns nicht auf die Seite der AfD oder der Pegida ziehen lassen.  Ganz sicher nicht.

Link zum Originalbeitrag  zwetschgenmann.de
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1 Kommentar:

  1. Danke, lieber Jürgen, dass Du diesen Text übernommen hast. Es ist mir eine Ehre, in Deinem Blog zu erscheinen und ich bin froh, dass dieses Thema, auch wenn es eigentlich nicht in den Kontext des Blogs passt, trotzdem hier Raum gefunden hat und hoffentlich zum Nachdenken anregt... und auch Mut macht, öffentlich Standpunkte zu beziehen.
    Danke.
    Lutz

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